Achenbach 5
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Benno von Achenbach
Geschichte
Anfänge
In der Geschichte des Transportwesens waren
Vorläufer des Wagens einerseits radlose Transporteinrichtungen wie Schlitten und Schleife, andererseits der Transport schwerer
Lasten auf walzenförmigen Rollen.
Nach aktuellem Forschungstand kann die Erfindung von Rad und Wagen etwa
gleichzeitig in verschiedenen Gegenden gemacht worden sein.
Teile von Rädern und Wagen aus der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends
wurden in Mesopotamien (heute Irak) ausgegraben, im Kaukasusgebiet (Wagengräber ab ca. 3700) und
im Alpenraum.
Die älteste bildliche Darstellung wurde auf einem Tonkrug in
Bronocice (Südpolen) gefunden. Dieser Krug aus dem
Gebiet der Trichterbecherkultur wird auf ca. 3500 v. Chr.
datiert und zeigt zwei vierrädrige Wagen. [1]. Bei diesem Wagen einen drehten sich
die Räder bereits auf der fest mit dem Wagen (-Rahmen) verbundenen Achse.
Als Zugtiere scheint man in Europa, Afrika (Ägypten) und Asien zunächst
nur Rindvieh, vor allem Ochsen verwand zu haben. In Mesopotamien kamen
später auch Esel zum Einsatz.
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Frühe Verbesserungen
Speichenräder tauchen seit etwa 2000 v. Chr.
auf, wiederum fast gleichzeitig u.a. in Mesopotamien und in Mitteleuropa. Eine in
Mitteleuropa verbreitete Zwischenlösung war die Auskehlung der Radscheiben.
Speichenräder machten die Wagen leichter und dadurch beweglicher. Auch
Einachsigkeit war im Sinne der Gewichtsreduktion und Wendigkeit ein Vorteil und
keine Primitivität. Ein Beispiel sind die zumeist einachsigen Streitwagen der antiken Hochkulturen. Wegen ihrer
leichteren Konstruktion konnten Speichenräder auch größere
Durchmesser haben. Solange man noch keine Wälzlager hatte und bei fehlender oder
schlechter Federung verbesserte das den Komfort und verminderte den
Verschleiß.
Über lange Zeiten scheint es sowohl Wagen mit starrer, als auch mit
lenkbarer Vorderachse gegeben haben. Als erster Anhalt einer Lenkung wird eine
aus der Zeit um 3000 v. Chr. gefundene in der Mitte quer durchbohrte Wagenachse
angesehen. Einen Hinweis auf stärkere Nutzung gelenkter Wagen liefert die
Breite von Bohlenwegen, die während der Bronzezeit irgendwann schmäler
gebaut wurden. In Bronze- und Eisenzeit ließ sich eine lenkbare Vorderachse
mit einem metallenen Reibnagel einigermaßen sicher mit dem Wagen verbinden.
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Hinweise ergeben sich aus keltischen Wagengräbern (Rekonstruktionen,
Wagengrab von Boé). Trotzdem hatten viele vierrädrige Wagen in der
Römerzeit keine lenkbare Vorderachse. Im Mittelalter zeitweise so gut wie
vergessen, setzte die
Drehschemellenkung sich ab dem 13. Jahrhundert dann allgemein durch.
Führend bei der Weiterentwicklung des Wagens in der europäischen Antike
waren die Kelten. Die Römer haben außer Technik und Typen auch viele
Begriffe von ihnen übernommen. Leichte gefederte Einachser bauten die Kelten schon im 2.
Jahrhundert v. Chr. Die Römer hatten gedeckte Reisewagen mit federnd
aufgehängten Wagenkästen. Im 15. Jahrhundert wurde eine ähnliche
Federung in Ungarn erfunden. Unter der Bezeichnung Kutschen verbreiteten sich die komfortabel
gefederte Wagen dann schnell in ganz Europa. Erst nach der Erfindung der
stählernen Blattfeder konnte man wirklich schwere Wagen federn.
Neuzeit
Geschlossene Wagenkästen gab es schon im 16. Jahrhundert. Sie waren aber aus
Gründen der Konstruktion und wegen der schlechten Straßen lange Zeit
ein Gewichtsproblem. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam der geschlossenen
Postwagen auf, der einem Teil der Passagiere guten
Witterungsschutz bot.
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Ab Anfang des 19.Jahrhunderts gab es auch zunehmend (wieder, vgl. Römerzeit)
befestigte Landstraßen (s. u.). Vorher verursachten die schmalen
eisenbereiften Wagenräder tiefe
Wagengeleise. Deswegen war in vielen Ländern die Spurweite der Fuhrwerke genormt.
Die heute bei Kraftwagen übliche Achsschenkellenkung wurde übrigens schon 1817
von einem Stellmacher (Wagenbauer) erfunden. Etwa zur selben
Zeit gelang es, durch Rad- und Speichensturz die Straßenlage und das Verhältnis von
Gewicht und Stabilität zu verbessern.
Von großer Bedeutung für die Leistungsfähigkeit von Fuhrwerken
war das Geschirr, mit dem die Zugtiere den Wagen zogen.
Lange Zeit gab es für schwere Wagen nur das Joch, nur für Rindvieh geeignet. Im 9.
Jahrhundert wurde das Kummet-Geschirr erfunden, das die Zugleistung von
Pferden und anderen Unpaarhufern wesentlich verbesserte.
Besonders schwer beladene Wagen wurden bis ins 19. Jahrhundert mit Ochsen gezogen
(Geschwindigkeit etwa zwei Stundenkilometer) und mit doppelten Rädern
ausgestattet, vergleichbar mit den Zwillingsreifen heutiger LKW. Bei
Pferdegespannen benutzte man für große Steigungen zusätzliche
Vorspannpferde.
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Der ersten maschinengetriebene Wagen war 1769 der Dampfwagen von Nicholas
Cugnot, also über ein Jahrhundert vor den ersten Automobilen mit
Ottomotor 1885/86.
Wagen
und Wege
Sehr wichtig für die Effektivität der Zugtiere war die Qualität der Wege. Im
Altertum bauten darum die Griechen einige steinerne Schienenwege und die
Römer erschlossen ihr gesamtes Reich durch
ein gut ausgebautes Straßennetz. Auch die Pferdeomnibusse des 19. Jahrhunderts ließen
sich nur auf entsprechend ausgebauten Straßen ziehen. Bezeichnend ist auch
die Pferdetraktion am Anfang der Eisenbahngeschichte: Zwar erreichte die Eisenbahn
ihre weltweite Bedeutung mit der Dampflokomotive, aber die ersten Eisenschienen
wurden für Pferdebahnen verlegt. Das gilt für die ersten
Kohle- und andere Grubenbahnen in Großbritannien, für die erste
Fernbahn des europäischen Kontinents 1827 entlang dem Goldenen Steig von Linz nach Budweis
(České Budějovice), und für die ersten Straßenbahnen (New York 1832, Deutschland ab
1866).