Kutsche 1
Kutsche
Kutsche
Eine Kutsche ist ein gefedertes Fuhrwerk, also ein gefederter von Zugtieren gezogener Wagen. Eine
Kutsche kann ein- oder
zweiachsig sein. Gezogen werden Kutschen fast nur von Pferden, wobei es
Einspänner und Mehrspänner
gibt.
Wortursprung
Das Wort Kutsche leitet sich vom ungarischen Kocsi ab. Kocsi bedeutet „aus Kocs“, dem Ort, wo die ersten Kutschen hergestellt wurden.
Geschichte
Schon die Römer benutzten
zumindest ab dem
2. Jahrhundert nach Chr. gefederte Reisewagen. Die Technik ging aber mit dem
Niedergang der Antike offensichtlich verloren. Im 15. Jahrhundert wurde die
Federung im ungarischen Kocs erneut erfunden. In vielen Sprachen
nach diesem Erfindungsort benannt, breitete sich der komfortable Kutsch-Wagen über ganz Europa aus.
Von da an wurde an den Kutschen stetig verbessert, was immer die Entwicklung der
Technik hergab.
Geschichte
Eine ganze Reihe von Berufen war im Kutschenbau engagiert: z. B. Stellmacher,
Schreiner,
Lackierer,
Linierer
u. v. a. Kutschen waren auch stets ein Statussymbol, das aber nicht nur
durch den Wagen selbst, sondern durch die ganze Equipage ausgedrückt
wurde.
Kutschen waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das
Reisemittel für Überlandreisen schlechthin. Die wohlhabende, britische Familie
der Krankenpflegepionierin Florence Nightingale
unternahm beispielsweise 1837 bis 1838 eine Reise auf den europäischen
Kontinent, für die William Edward Nightingale eine sechsspännige
Reisekutsche fertigen ließ, die neben der vierköpfigen Familie
Nightingale auf dem Dach der Kutsche auch Raum für zwei Dienstmädchen, einen
Diener und einen Boten bot. Erst die Entwicklung des Automobils ließ die Kutsche
langsam aus dem Straßenbild verschwinden.
In vielen Ländern ist die Kutsche nach wie vor ein wichtiges Transportmittel. Heute wird Gespannfahren in Mitteleuropa fast nur noch als Hobby oder Sportart ausgeübt. Im offiziellen Fahrplan der Schweiz existiert jedoch weiterhin eine Kutschenlinie (zwischen Pontresina und Roseggletscher
Von der Kutsche zum Automobil
Am 8. März 1886 bestellte der Automobilpionier Gottlieb Daimler eine Kutsche der Bauart "Americain" bei Wilhelm Wimpff & Söhne in Stuttgart, die im August 1886 ausgeliefert wurde. Ursprünglich als Geschenk für seine Frau Emma gedacht, „endete“ sie, nachdem Daimler dort einen Motor eingebaut hatte, als das erste vierrädrige Automobil.
Unterscheidungsmerkmale
Kutschen wurden früher von Manufakturen individuell nach
Bestellung des Kunden gebaut. Erst ganz am Ende der Ära der Kutschen wurden
zumindest Einzelteile industriell hergestellt. Daher sind historische Kutschen
stets Unikate.
Auch die verschiedenen Wagentypen sind daher nicht mit den heutigen Modellen der
Automobilindustrie
vergleichbar.
Hier dennoch einige Merkmale um eine Kutsche klassifizieren zu können:
Anzahl Achsen: 1-achsig z.B. der Gig,
das Hansom Cab oder der Sulky.
Stadtanspannung oder Landanspannung
Selbstfahrer oder vom Kutscher zu fahren: Der Selbstfahrer wird vom Besitzer des Wagens selbst gefahren. Erkennbar an der Ausstattung des Fahrersitzes. Typischer Selbstfahrer: Der Phaeton.
Stadtanspannung oder Landanspannung
Bei einigen
Viktoria Kutschen gibt es die Möglichkeit den Bocksitz abzumontieren und
damit zum Selbstfahrer umzuwandeln.
Sitzanordnung der Passagiere: Z.B. Dos-a-dos (Rücken an Rücken) oder
Vis-a-Vis.
Verdeck:
Offene Wagen, Baldachin, Klappverdeck
(z.B. beim Landauer), festes Dach (z.B. die
Berline).
Verwendungszweck: Z.B. für das Gelände oder zum Dressurfahren usw.
Die Bremsen
In Gegenden mit wenigen Steigungen findet man noch heute Kutschen ohne Bremsen.
Die Zugtiere können den Wagen selbst über die Aufhalter oder ein Hintergeschirr abbremsen.
Hemmschuhe
(auch: Bremsschuhe) wurden vor allem im
Gebirge zum Bremsen auf längeren Abfahrten verwendet
Bergbremse (verhindert das
Bergabrollen der Kutsche)
Backenbremsen
Scheibenbremsen sind in modernen Kutschen üblich.
Der Bremshebel
Zugbremse (ähnlich der Handbremse beim Auto)
Druckbremse (eine Handbremse zum nach vorne Drücken) Spindelbremse (zum Kurbeln)
Handradbremse Fußbremse (bei den meisten modernen Kutschen)
Die Art der Federung
Die Federung unterscheidet die Kutsche vom Wagen, die Ausführung zeigt den Fortschritt der Technik, aber auch den Stand an (siehe auch: Equipage). Die Federung macht den Transport von Personen bequemer und sicherer. Das Ziehen wird den Zugtieren erleichtert
Die Aufhängung des Wagenkastens auf vier Pfosten mittels eines Lederriemens
war die erste Form der Federung. Die Pfosten wurden später durch Blattfedern und
schließlich Federpakete
ersetzt.
Typische Federformen:
S-Form und C-Form
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Elliptische Federn mit den Untertypen:
Einfache elliptische Feder
Doppelelliptikfeder
Halbelliptikfeder (auch Dreiviertelelliptikfeder genannt)
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Bügel-C-Feder ** Einige moderne Kutschen haben eine Luftfederung. (z.B. für
Geländefahrten).
Die Anordnung der Federn am Wagengestell:
Eine Feder pro Rad
Denuett-Federung. 1 zusätzliche Feder pro Achse verbindet die primären
Federn.
Parallelogramm-Federung. 4
Federn pro Achse. Zwei zusätzliche Federn verbinden die primären Federn
quer zur Wagenrichtung.
Spezielle Ausstattungen:
In den Wagenkasten integrierte Box mit Lüftungsschlitzen um Hunde sicher unterzubringen (die
Dog
Box).
Wildfang um erlegtes Wild zu transportieren (Kennzeichen des Jagdwagens).
Kutschentypen
Berline: Ähnlich wie der Landauer, aber mit festem Dach.
Break: Schwerer
Wagentyp zum Einfahren junger Pferde.
Buggy
Carruca
(Römischer Wagen)
Coupé: vierrädrige
Kutsche mit zwei Sitzplätzen in einer Kabine, bei welcher der Fahrer weit
vorn und außerdem draußen saß.
Dog
Cart: Offener zweirädriger Einspänner. Im
Wagenkasten ist ein verschließbarer Raum/Fach für Hunde
integriert.
Duc
Gig
Jagdwagen: Am Heck ist ein Fang zum Ablegen von erlegtem Wild montiert.
Kremser
Landauer
Marathonwagen
Omnibus
Offener einspänniger Viersitzer (Kuba)
Parkwagen
Phaeton
Spider-Phaeton:
Leichte Ausführung eines Phateon.
Stanhope-Phaeton
Planwagen
Postkutsche
Sjees
Sulky
Viktoria
Vis a
Vis Wagonette